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Allgemeines zum NHAT

Seit 2015 gibt es eine neue FCI-Prüfung für Hütehunde, einen Instinkttest, den „Natural Herding Aptitude Test“, „FCI NHAT“

Am ersten Februar-Wochenende 2019 ludt die neue Arbeitsgruppe für arbeitende Hütehunde des Österreichischen Clubs für britische Hütehunde alle dafür zugelassenen Rassehunde zu dieser Prüfung ein.

Einer für viele überraschend scheinenden Anzahl von unterschiedlichen Rassen erlaubt die FCI einen Antritt zu diesem Test:

Aus der FCI-Gruppe 1:

BELGISCHE SCHÄFERHUNDE OLD ENGLISH SHEEPDOG WELSH CORGI CARDIGAN WELSH CORGI PEMBROKE BERGER DE BEAUCE KOMONDOR

KUVASZ
PULI
PUMI
SCHIPPERKE
GOS D’ATURA CATALA SHETLAND SHEEPDOG CAO DA SERRA DE AIRES BERGER DE BRIE

CHIEN DE BERGER DES PYRENEES A FACE RASE CHIEN DE BERGER DES PYRENEES A POIL LONG SLOVACHKY CHUVACH
COLLIE ROUGH

DEUTSCHER SCHÄFERHUND
BOUVIER DES ARDENNES
BERGER PICARD
BOUVIER DES FLANDRES/VLAAMSE KOEHOND CANE DA PASTORE BERGAMASCO HOLLANDSE HERDERSHOND

MUDI
POLSKI OWCZAREK NIZINNY BEARDED COLLIE
HRVATSKI OVCAR AUSTRALIAN CATTLE DOG AUSTRALIAN KELPIE
COLLIE SMOOTH
BORDER COLLIE
SAARLOOS WOLFHOND NEDERLANDSE SCHAPENDOES CESKOSLOVENSKY VLCIAK AUSTRALIAN SHEPHERD BERGER BLANC SUISSE

Aus der FCI-Gruppe 2:

BERNER SENNENHUND APPENZELLER SENNENHUND ENTLEBUCHER SENNENHUND GROSSER SCHWEIZER SENNENHUND ROTTWEILER

RIESENSCHNAUZER
CÃO FILA DE SÃO MIGUEL

Aus der FCI-Gruppe 5:

VASTGÖTASPETS SVENSK LAPPHUND SUOMENLAPINKOIRA SAMOYEDE

NORSK BUHUND LAPINPOROKOIRA ISLENSKUR FJÁRHUNDUR

Aus der FCI-Gruppe 8: PERRO DE AGUA ESPAÑOL Aus der FCI-Gruppe 9:
TIBET TERRIER

Als Richterin kommt Petra Szarvas, die in Ungarn ein in Hütehundekreisen sehr bekanntes Trainingszentrum südöstlich von Budapest betreibt. Sie ist nicht nur mit ihren Border Collies international sehr erfolgreich bei Sheepdog Trials sondern auch eine richtige Spezialistin für die Rassen, die man hierzulande nicht so oft auf Hütehundebewerben oder in der praktischen Arbeit am Vieh sieht.

Der NHAT setzt an der Basis an, man kann also auch junge und weitgehend untrainierte Hunde an den Start bringen. Natürlich ist es kein Schaden, wenn man einen trainierten Hund beim NHAT vorstellt, aber der Test ist durchaus auch dazu gedacht, das ganz natürliche Hüteverhalten von solchen Hunden einzuschätzen, die sonst noch keine oder wenig Erfahrungen mit Schafen gemacht haben. Er bietet also eine interessante Möglichkeit, eine ungefähre Idee darüber zu bekommen, wie es mit den Hüteanlagen der vielen verschiedenen Rassen aussieht, die eine Geschichte als Arbeitshunde an Viehherden haben.

Er beinhaltet zunächst eine kleine Wesensüberprüfung, bei der die Hunde sich ähnlich wie bei einem BH-Verkehrstest unauffällig und grundsätzlich nicht aggressiv zeigen sollen.

Zwei zusätzliche Übungen sind beschrieben, die bei unseren BH-Verkehrstests nicht vorkommen: Ein Helfer hält den Hund an der Leine, während der Besitzer sich entfernt. Dann ruft ihn der Besitzer, und der Hund, den der Helfer jetzt auslässt, soll zu seinem Hundeführer kommen.
Um die Beziehung zum Hundeführer zu testen verlangt der Test auch, dass der Hund über ein kleines Hindernis wie eine Rampe oder Hürde geführt werden muss.

Der zweite und für die Beurteilung des Hüteverhaltens wesentliche Teil besteht aus dem Kontakt zu den 10 Schafen, die in einem ca. 16 Meter durchmessenden Pferch warten, und die jeweils nach ein paar Hunden ausgetauscht werden.
Beurteilt wird, ob und wie stark sich der Hund für die Schafe interessiert. Zeigt er sich außerhalb des Pferchs unter Kontrolle, darf er in den Pferch mitgenommen werden. Bei sehr braven Hunden können Leine und Maulkorb jetzt auch abgenommen werden.

Zwei Minuten lang hat er dann Gelegenheit, seine Hüteanlagen in dem Rundpferch -oder eben außen um den Rundpferch herum- unter Beweis zu stellen.

Da dieser Test nur das grundsätzliche Interesse am Vieh, ein wenig Gehorsam und ein paar grundsätzliche Wesensmerkmale des Hundes messen kann, ist dafür im Gegenteil zu den anderen Hütehundeprüfungen kein aufwändiges und regelmäßiges Training als Vorbereitung notwendig. Das Mindestantrittsalter liegt bereits bei sechs Monaten.

Trotzdem muss natürlich das Wohl der Schafe immer an erster Stelle stehen: Zeigt sich der Hund also außer Kontrolle oder aggressiv gegenüber den Schafen, kann die Prüfung vom Richter jederzeit abgebrochen werden. Der Hund ist dann disqualifiziert und kann erst nach Ablauf eines Jahres wieder einen NHAT versuchen.
Deshalb und auch, weil der Hundeführer natürlich für eventuellen Schaden haftet, den sein Hund anrichten könnte, ist es trotz der Möglichkeit, untrainierte Hunde zu präsentieren, eine gute Idee, nur Hunde zum NHAT zu bringen, von denen man glaubt, dass sie die Schafe nicht hetzen werden.

Für alle, die sich noch nicht allzu sehr mit Hüteanlagen auseinandergesetzt haben, fasse ich im Folgenden kurz zusammen, welche Verhaltens-Elemente ein Hütehunde mitbringen sollte.
(Als zu hütende Tiere kommen übrigens alle Herden bildenden Haustiere in Frage, die sich in Gruppen von A nach B treiben lassen, also zB. auch Rinder, Geflügel oder Rentiere. Da aber das Training meist am ehesten an Schafen geschieht, steht das Wort Schafe in der Folge immer auch stellvertretend für andere Tiere, die zu hüten sein können. Der NHAT kann gegebenenfalls auch an Rindern durchgeführt werden)

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Welche Anlagen bringt ein guter Hütehund mit?

1. INTERESSE:

Ein Hütehund braucht ein intensives und anhaltendes Interesse an den Schafen. Flackert das Interesse und stürmt er einmal in die Herde, um dann wieder Gänseblümchen zu fressen, ist der Hüteinstinkt nicht stark genug ausgeprägt oder der Hund vielleicht noch zu unreif. Bei manchen Hunden scheint auf den ersten Blick starkes Interesse vorhanden zu sein, aber es hält nur solange der Hund machen darf, was er will. Hält das Interesse keinem Training stand, ist es leider auch zu wenig für einen nützlichen Hütehund.

2. BLOCKIERTES JAGDVERHALTEN:

Bis zu einem gewissen Grad ähnelt der Hüteinstinkt dem Jagdverhalten. Besonders zu vorstehenden Hunden gibt es einige Verhaltensähnlichkeiten. Typischerweise werden die Elemente einer jagdlichen Verhaltens-Sequenz beim Hütehund nur bis zum Finden, Umrunden und Anschleichen gezeigt. Beim Junghund kann es noch vorkommen, dass er auf die Herde zu oder in die Herde hinein laufen möchte, um die nächsten Elemente des Jagdverhaltens einzuleiten (Hetzen, Halten, Niederreißen) Typisch für einen Hütehund sollte aber sein, dass diese Verhaltensanteile vom Besitzer im Vergleich zu einem passionierten Jagdhund relativ leicht durch Training gestoppt

werden können. Ein Hütehund, der regelmäßig Schafe stresst, verletzt oder in Gefahr bringt, wäre für den Viehbesitzer schließlich kein großer Nutzen.

3. SCHAFGEFÜHL:

Ein guter Hütehund spürt, was die Schafe vor haben und reagiert instinktiv, um sie wieder unter seine Kontrolle zu bringen und sie zum Beispiel am Fortlaufen zu hindern. Je nach Rasse und Individuum kann das mit oder ohne Bellen und mit mehr oder weniger Körperkontakt geschehen. Je weniger Schafe zu treiben sind, desto feiner muss die Arbeit geleistet werden, da Herdentiere sich in sehr kleinen Gruppen weniger sicher fühlen und ängstlich oder gar panisch reagieren können. Sie brauchen dann einen vorsichtigen Hund, der seine Körpersprache so einsetzt, dass er die Tiere beruhigt und nicht noch mehr verängstigt.

Sollen hunderte oder tausende Schafen möglichst flott durch Sortieranlagen oder über unendliche Weiten getrieben werden, kann die Arbeit auch eventuell etwas grobmotorischer ausfallen. Für solche Aufgaben kann man mehrere Hunde gleichzeitig einsetzen und man kann sie deutlich selbständiger arbeiten lassen.

Auch die zu hütende Tiergattung beeinflusst die Arbeitsweise des Hütehundes. Sehr scheu und deshalb mit besonderer Vorsicht und viel Abstand zu arbeiten sind alle noch weniger domestizierten Haustierrassen wie zB. in Gehegen gehaltenes Damwild.

Ein guter Hütehund versteht instinktiv, wie viel Individualdistanz seine Tiere brauchen, um sich zwar von ihm führen zu lassen aber keinesfalls panisch zu werden. Im optimalen Fall kann er seinen Arbeitsstil auf verschiedene Typen von Herdentieren einstellen und sich manchmal zurücknehmen und in anderen Situationen größere Durchsetzungskraft zeigen.

Einige Hunderassen, besonders Border Collies und Kelpies zeigen eine konzentrierte, tief gelegte Haltung beim Hüten. Mit tiefer Kopfhaltung und mit den Augen stets den Blickkontakt zu einzelnen Schafen suchend, kann ein solcher Hund ganz besonders fein auf die individuellen Tiere einer Herde einwirken.

Diese verfeinerte Arbeitsweise nennt man „Eye“ oder „Stil“. Besonders gute Cutting Pferde zeigen übrigens eine ähnliche tiefe Kopfhaltung und intensiven Blickkontakt beim Arbeiten mit Rindern. Bei den Pferden nennt man diese Veranlagung „Cow Sense“.

Wie viel Gebell beim Arbeiten sinnvoll ist, ist sehr stark Geschmackssache. Dauerndes Gebell ist den Schafen eher lästig und nur dann in Sonderfällen ein Vorteil, zB. wenn die Schafe in tiefem Heidekraut versteckt stehen und einen leise arbeitenden Hund vielleicht gar nicht bemerken würden.

Manche Hütehunderassen haben auch einen wichtigen historischen Nebenjob als Wächter und deshalb eine starke Anlage, auf alles, was sich nähert mit Lautgeben zu reagieren. Zum Hüten selber ist Gebell in der Regel aber nicht notwendig.

4. UMKREISEN:

Es ist sehr nützlich für den Schäfer, wenn ein Hütehund die Herde zu ihm bringen kann. Dazu muss man ihn auf die andere Seite der Herde schicken können, ohne dass er die Herde zu früh erschreckt und noch weiter fort scheucht. Eine Veranlagung zum Umkreisen der Herde ist also sehr nützlich. Bei Koppelgebrauchshunden wie Border Collies und Kelpies ist diese Anlage so stark ausgeprägt, dass man sie nach entsprechendem Training in weiten Bögen, die der Fachmann „Outrun“ nennt,

über riesige Felder, Wiesen oder auf Hügel schicken kann, um eine Herde Schafe zB. wieder von der Alm einzusammeln. Die Anlage für diese Outruns wird auch „Cast“ genannt. Ist sie nicht oder nur wenig ausgeprägt, muss jeder Meter mehr Distanz erst durch Training erarbeitet werden. Ein Hund mit guter Cast-Anlage generalisiert nach ausreichend Training die Outrun-Form unabhängig von der Distanz oder der Geländesituation.

Geht es um das Einholen von Schafen von der Alm oder um das Suchen von Schafe in unwegsamem und uneinsichtigem Gelände ist eine gute Anlage zum Outrun eine enorme Arbeitserleichterung. Ein Hund, der nicht nur mechanisch trainiert wurde, einen Zaun entlang zu rennen, sondern der versteht, wo er den Schafen genau Platz geben muss, damit sie sich stresslos in die richtige Richtung los bewegen, kann auch dann noch sinnvolle Arbeit leisten, wenn ihn der Schäfer nicht im Blick hat. Man kann ihn in einen Wald oder auf einen Berg schicken und er sollte mit einer entspannten Schafherde zurückkehren können, ohne eines erschreckt oder gar verloren zu haben.

5. ZUSAMMENARBEIT MIT DEM SCHÄFER:

Das schönste Hüteverhalten nützt dem Schäfer nichts, wenn der Hund sich nicht von seinem Menschen lenken lässt und die Schafe über die nächste Klippe treibt statt heim in den Stall oder auf die vorgesehene neue Weide. Es ist also sehr wichtig, dass der Hund genügend Willen hat, für seinen Schäfer zu arbeiten und sich von diesem auch gerne lenken zu lassen. Normalerweise gelten Hütehunde als sehr empfänglich für Training durch ihren Besitzer.
Ohne Training kann auch ein ideal veranlagter Hütehund nichts anderes sein als einfach ein gut veranlagter Hund.

Einen hervorragenden Arbeitshund muss man sich durch regelmäßiges Training erarbeiten. Bei einem Hund mit guter Veranlagung ist das aber eine Arbeit, die viel Freude bereitet.
Auf das beglückende Gefühl, gemeinsam mit seinem vierbeinigen Arbeitspartner herausfordernde Arbeitssituationen mit einer zu hütenden Herde zu meistern, kann man sehr leicht süchtig werden. Dazu kommt, dass ein guter Hütehund einen mit seiner unbändigen Begeisterung für die Arbeit am Vieh ansteckt.

Besonders die gefährdeten Schafrassen profitieren davon, dass durch die Beschäftigung mit ihren Hütehunden und deren Instinkten so manchen Hundebesitzer der Wunsch überkommt, sich eine eigene kleine Herde als Hobby anzuschaffen.
Die schöne uralte menschliche Tradition, gemeinsam mit einem Hund Schafe umzutreiben oder weiden zu lassen, ermöglicht landschaftspflegerisch wertvolle Nutzung von ansonsten wenig profitablen aber trotzdem schützens- und bewahrenswerten Randlagen.

Wer aus rein ökonomischen Gründen Schafen hält, wählt ja eher die ertragreichen Rassen, nicht gerade die kleineren gefährdeten Rassen, die der Hobbyschäfer sich aussucht, die aber kaum Gewinn abwerfen.
Auch die traditionelle aber mühevolle Haltungsform des ständigen Umtreibens ist im Vergleich zu großen Standweiden oder der Stallhaltung arbeitsintensiv und deshalb nicht besonders profitabel. Aber im Sinn der Erhaltung der alten Haustierrassen und auch aus landschaftspflegerischen Gesichtspunkten kann jeder, der die Hütehaltung unter Zuhilfenahme von Hütehunden für sich als Hobby entdeckt, einen kleinen positiven Fußabdruck in unserer schon viel zu stark industrialisierten und ökonomisierten Welt hinterlassen.

Wie verhalten sich Hütehunde? Koppelgebrauchshunde? Treibhunde? Schäferhunde?

Herdenschutzhunde?

Diejenigen Hunderassen, die dafür gedacht sind, beim Umtrieb von Herden oder beim Abtrieb von der Alm zu helfen, fallen unter den Überbegriff „Koppelgebrauchshunde“.

Von diesen Rassen werden heute nur mehr ein paar wenige speziell mit Fokus auf ihre Hüteveranlagung gezüchtet. In erster Linie wird man Koppelgebrauchshunde unter Border Collies und Kelpies finden.

Man kann durchaus mit starken Unterschieden im Hüteverhalten zwischen den noch aktiven Arbeitslinien und den Linien rechnen, die nicht jede Generation aufs Neue auf Arbeitsleistung selektiert werden.

Gute Hüteanlagen sind aus züchterischer Sicht nämlich ziemlich fragil. Ohne dauernde sorgfältige Selektion gehen sie innerhalb weniger Generationen wieder verloren. Fehlt die kontinuierliche Auslese kann es passieren, dass einzelne Anteile des Hüteverhaltens sozusagen „ausfallen“ und man Hunde mit unter Umständen komplizierten Anlagekombinationen erhält: zB: sehr großem Interesse an Schafen und auch sonst an allem, was sich bewegt, aber wenig Willen, sich bei der Arbeit auch etwas sagen zu lassen oder überhaupt seine Aktionsimpulse unter Kontrolle zu bringen.

Hat man einen Hund mit stark angelegtem Hüteverhalten, muss man auch dafür sorgen, dass man ihn jederzeit kontrollieren kann.
Ein Züchter, der sich bemüht, gute Arbeitshunde zu züchten, wird bei der züchterischen Selektion immer außer auf die reine Veranlagung auch auf hervorragende Trainierbarkeit seiner Hunde achten.

Fehlgeleitetes „leeres“ Anhüten von Katzen, Kindern, Scootern, Fahrrädern oder Autos zeigt sich gerne kombiniert mit einer Veranlagung zu „erzieherischem Zwicken“.
Das kann zu allerlei Ärger im Alltag führen und muss unbedingt durch sorgfältiges Training unterbunden werden. Ein noch so toller Hütehund braucht seine Anlagen nicht auf solche Art ausleben. Im Gegenteil: Er muss Selbstbeherrschung lernen.

Das Umkreisen und Aufhalten-Wollen von Autos, Motorrädern, Zügen, etc. ist eine besonders gefährliche Fehlleitung des Hüteinstinkts, die sehr schwer weg zu trainieren sein kann, wenn sie sich einmal etabliert hat.
Für einen Züchter von Arbeitshunden ist es oft traurig zu sehen, wenn die Welpenbesitzer mit leerlaufendem und fehlgeleitetem Hüteverhalten Probleme bekommen, besonders wenn der Züchter weiß, dass man das Verhalten durch richtiges Training eigentlich gut unter Kontrolle bringen könnte.

Für das Seelenheil eines Hütehundes muss man gar nicht unbedingt hobbymäßig hüten fahren, auch wenn es für den Züchter natürlich interessant ist, zu wissen, ob die Veranlagung dafür und die entsprechende Trainierbarkeit grundsätzlich vorhanden wären.
Wenn man sich mit seiner Rasse und mit der inneren Logik des Hütetriebs auseinandersetzt, kann man sehr viele geeignete Trainingsspiele finden, mit denen man spielerisch zu sehr guter Kontrolle seines Hütehundes kommen kann. Das wichtigste Trainingsziel ist dabei, dass der Hund Selbstbeherrschung in allen Situationen lernt, die bei ihm einen starken Aktionsimpuls auslösen. Das fängt zum Beispiel schon damit an, dass er schon als junger Hund lernen soll, in der Nähe des Besitzers ruhig liegen zu bleiben, während vor ihm etwas Spannendes passiert.

Ein Hütehund sollte später in jeder Situation sofort abgelegt und/oder abgerufen werden können, so wie eigentlich jeder Hund, der groß und schnell genug ist, um sich oder andere durch eine plötzliche Reaktion in Gefahr zu bringen.

Wenn ich von Training rede, ist damit nicht ein Semester Hundeschule oder ein Wochenend- Hüteseminar gemeint. Training ist regelmäßiges und wahrscheinlich lebensbegleitendes Arbeiten mit dem Hund. Es macht viel Freude, sich auf diesen Weg einzulassen und die langsam erkennbaren Fortschritte zu beobachten. Durch die gemeinsame Arbeit werden Hund und Mensch zu einem eng verbundenen Team und es ist großartig, auf diese Art zu entdecken, zu welchen unglaublichen Leistungen speziell die Hütehunde imstande ist.

Wenn man aber schon von vornherein weiß, dass man nicht das Durchhaltevermögen für jahrelanges artgerechtes, Verhaltens-formendes und Bindungs-stärkendes Training haben wird, sind alle Hunderassen, die für ihre unbändige Energie und ihre nicht enden wollenden eigenen Ideen bekannt sind, wahrscheinlich nicht die richtige Wahl.

Ein Gerücht, das sich leider hartnäckig hält ist leider zu schön, um wahr zu sein: Nämlich die Illusion, dass sich ein guter Hütehund das Hüten selber beibringen kann. Obwohl es tatsächlich ab und zu einmal einen so begabten Hund geben mag, dass das Training fast wie von selbst geschieht, muss man sich grundsätzlich einmal auf eine lange Zeit intensiven Trainings einstellen, wenn man seinen Hund tatsächlich später einmal an Vieh arbeiten lassen will. Ohne fachkundiges Training ist die Chance groß, dass sich der Hund nur Unsinn beibringt oder das Vieh hetzen lernt. Hütehunde sind toll, aber sie sind leider nicht selbst erziehend, genauso wenig wie jeder andere Hund.

In der Liste der zum NHAT zugelassenen Hunde sind einige Rassen wie z.B. der Rottweiler und der Bobtail genannt, die von der Veranlagung her keine Koppelgebrauchshunde sondern Treibhunde sind. Mit diesen Hunden hat man in den Zeiten der langen Viehtriebe zum weit entfernten Viehmarkt die Herde Rinder oder Schafe über lange Strecken vor sich her getrieben. Vielleicht musste der Hund auch dabei ab und zu einmal einen Ausreißer zurück holen, aber sehr viel Anlage zu weitem Umkreisen war für diese Rassen nicht notwendig. Dafür war es ein Vorteil, wenn sie den wandernden Schäfer und seine Herde in der Nacht vor Räubern und Raubtieren beschützen konnten. Diese Hunde sind entsprechend auch von eindrucksvoller Größe und imposanter Statur.

Die Aufgabe als Wächter der Herde und des Schäfers ist bei vielen der oben aufgezählten Hunderassen eine historisch durchaus wesentliche. Von den in der NHAT-Liste genannten Rassen waren die allermeisten ursprünglich nicht mehr oder weniger als einfach die treuen Begleiter ihres Schäfers, die durch Bellen meldeten, wenn sich ein Mensch oder ein Tier der Herde näherte und ihm Wärme, Gesellschaft und ein gewisses Gefühl der Sicherheit spendeten, wenn er den ganzen Tag bei seiner Herde verbrachte und vielleicht auch bei seinen Tieren übernachten musste.

Trotzdem darf man die Hütehunde nicht mit der Gruppe der Herdenschutzhunde verwechseln, wie es auch oft vorkommt Der Herdenschutzhund wurde dafür gezüchtet, ohne den Schäfer unter der Schafherde zu leben und sie zu bewachen. Er entscheidet selbständig, wann ein Einsatz von ihm verlangt wird, weil seine Herde in Gefahr sein könnte. Hat er diese Entscheidung getroffen, möchte man nicht derjenige sein, der als potentielle Gefahr erkannt wurde. Ein Herdenschutzhund lernt seine Aufgabe, indem er in der Herde aufwächst. Vom Schäfer wird er nur gefüttert aber nicht auf Befehle trainiert.

Der Koppelgebrauchshund, Treibhund oder der Schäferhund (der Begriff ist hier als Berufsbezeichnung, nicht als Rassebezeichnung verwendet) sind hingegen Begleiter ihres Schäfers und führen seine Befehle und Arbeitsaufträge aus. Die Herde sehen sie anders als der Herdenschutzhund nicht als ihre Familie.

Auf nähere Unterschiede im Wesen und Veranlagung kann ich im nächsten Teil eingehen. Dann kann ich hoffentlich auch schon über möglichst viele unterschiedliche Hütehunderassen berichten, die am NHAT Anfang Februar zu sehen waren.

Ich bin schon gespannt, welche Hunderassen noch Hüteanlagen unter Beweis stellen werden und wie stark diese ausgeprägt sein werden.

Ich hoffe, dass durch diese neue FCI-Prüfung auch bei uns eine schöne neue Tradition gestartet werden kann, bei der auch die hierzulande weniger in der praktischen Schafarbeit zu sehenden Hunderassen wieder ein wenig an ihr Erbe erinnert werden können.

Die Prüfungsordnung für den NHAT sowie alle weiteren Informationen finden Sie auf dieser HP:

Text: Synve Lundgren (Leistungsrichterin für Hütehunde) Fotos: Viktoria Kastner, Gerlinde Krachler, Synve Lundgren

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